Heinrich Kühl (1886 – 1965)

Galerieleitung 1924 - 1965

 

Die Kunstausstellung Kühl etabliert sich rasch neben den bekannten Galerien wie der Galerie Ernst Arnold, dem Kunstsalon Emil Richter und der Galerie Neue Kunst Fides mit den Schwerpunkten Dresdner Kunst sowie der Kunst der Avantgarde.

1886

in Hannover als Sohn eines Kaufmanns geboren

1900 - 1904

Lehre als Kunst- und Buchhändler

1911 - 1924

leitender Mitarbeiter der Galerie Ernst Arnold, Kunsthandlung und Kunstverlag, Schloßstraße 34, Dresden

Ehe mit Margaretha Zimmermann (Tochter eines Hof-Antiquars und Kunstforschers, gehört zum Stammbaum der Familie Robert Schumann, sh. Robert Schumann-Gesellschaft Zwickau e.V.), 3 Kinder: Maria Anna Sophie ( Ausbildung im Kunsthandel des Vaters), Johannes Karl Otto (akad. Maler), Christoph (Kindheit in Dresden, Ausbildung zum Buchhändler in Hannover, 1967 Gründung der eigenen "Galerie Kühl" in Hannover, gestorben 2007)

1924

Gründung des eigenen Unternehmens, die "KUNSTAUSSTELLUNG KÜHL und KÜHN" mit einer ehemaligen Mitarbeiterin der "Galerie Arnold" in Dresden. 1925 alleinige Weiterführung der Galerie.

Die drei Galerieräume mit großen Schaufenstern zur Friedrich-August-Brücke (Augustusbrücke) befinden sich im Hochparterre des ehemaligen "Hotels Kaiserhof" am "Neustädter Markt", neben dem Narrenhäuschen, gegenüber dem "Blockhaus" und dem "Goldenen Reiter" gelegen.

1934

Die politischen Verhältnisse zwingen zur Aufgabe der Räume. Das Galerie-Programm beinhaltet Künstler die inzwischen als verfemt gelten. Auf Dresdens Altstädter Seite wird eine etwas versteckte Adresse bezogen, die 2. Etage des barocken Bürgerhauses Kleine Brüdergasse 21, Ecke gotische Sophienkirche, neben dem Taschenbergpalais, schräg gegenüber vom Zwinger.

Von 1933 bis 1945 gilt die besondere Unterstützung den vom Faschismus zu Mal- und Ausstellungsverbot Betroffenen wie Otto Dix, Karl Hofer, Emil Nolde etc.

1945

Die Galerie im Zentrum von Dresden mit laufender Ausstellung und die Mietwohnung in der Neustadt werden beim Fliegerangriff am 13. Februar total zerstört.

Bereits im Mai 1945 erfolgt der Neubeginn mithilfe der Zuweisung von Will Grohmann und Dr. Fritz Löffler in dem 1. Obergeschoss des Hauses Zittauer Str. 12 auf Dresdens Neustädter Seite als Wohn- und Geschäftsetage

seit 1946

Beginn der gewohnten Wechselausstellungen

1965

in Dresden gestorben


Auswahl wichtiger Künstler, die in den Folgejahren das Programm prägen

20er Jahre
Karl Schmidt-Rottluff, Emil Nolde, Carl Hofer, Ludwig v. Hofmann, Lovis Corinth, Max Liebermann, Max Slevogt, Georg Kolbe, El Lissitzky (1925 seine allererste Einzelausstellung), Piet  Mondrian, Hermann Glöckner (seine 2. Ausstellung),  Caspar-David Friedrich, Man Ray, George Braque, Robert Delaunay, Fernand Léger, Pablo Picasso, László Moholy-Nagy, Kurt Schwitters, Henri de Toulouse-Lautrec, Wilhelm Lehmbruck, Otto Dix, Ernst Barlach, Gerhard Marcks, Ernesto de Fiori und Renee Sintenis, Hans Grundig, Josef Hegenbarth …

Ab 1930
Erich Heckel, Konrad Felixmüller, Hans Hartung, Otto Mueller, Käthe Kollwitz, Carl Lohse, Lea Langner-Grundig, Curt Querner, Paul Wilhelm, Otto Mueller, H. Th. Richter, Johannes Beutner, Theo Balden, Gabriele Münter, Wilhelm und Max Lachnit, Elisabeth Ahnert, Erhard Hippold, Hilde Rakebrand, …

Ab 1934
Paula Modersohn-Becker, Brücke-Künstler, verfemte Dresdner wie die der „Dresdner Sezession“ u. a., die nicht mehr offiziell ausstellen durften, Hans Jüchser, Theodor Rosenhauer, Wilhelm Rudolph …

Ab 1940
Pol Cassel, Willy Wolff, Erich Gerlach, Helmut Schmidt-Kirstein, Hans Christoph, Ernst Hassebrauk, K.O.Götz, Emil Nolde, Carl Hofer, Otto Dix, Paul Klee, Kurt Schwitters, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Marc Chagall …

1946
Wiederbeginn mit 2 Bildern: Otto Mueller + Hans Purrmann, später Hermann Glöckner, E.W. Nay und K. O. Götz,  Hermann Blumenthal und Theo Balden, Schmidt-Rottluff, Friedrich Press …

Ab 1950
Max  Lachnit, Hans  Körnig, Albert Wigand, Rudolph Nehmer, Karl Kröner, Etha Richter, Max Beckmann,  George Grosz, Robert Sterl, Otto Niemeyer-Holstein ...

 

als Zitierweise empfohlen, zusammengestellt und bearbeitet von Sophia-Th. Schmidt-Kühl

Johannes Kühl (1922 – 1994)

Galerieleitung 1965 - 1994

 

Das von den offiziellen Vorgaben des Sozialistischen Realismus abweichende Ausstellungsangebot galt als nationaler und internationaler Geheimtipp.

 

1922 in Dresden geboren
1938 – 1943 Besuch der Kunstschule Richter, Dresden
Als 16-Jähriger Beginn des Studiums der Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste Dresden, Meisterschüler bei Prof. Rudolph Schramm-Zittau, freischaffender Maler
1942 Ehrenpreis der Stadt Dresden
Seit 1946 Mitglied des VBK Dresden

Seit 1960

1961

gewählter Vertreter aller 11 Verkaufsgenossenschaften in der DDR in der Zentralleitung des VBKD (Verkaufsgenossenschaft der Bildenden Künstler Dresden)

Geburt der gemeinsamen Tochter Sophia-Therese mit Ehefrau und Grafikerin Anneliese Kühl 

1965

Übernahme der Galerie, Aufgabe der eigenen künstlerischen Laufbahn

1965 – 1994

Die Ausstellungsfolge mit nonkonformer Kunst wird ohne Unterbrechnung fortgesetzt. Subversive Eröffnungsreden werden von Museumsdirektoren und Kunsthistorikern gehalten. Die Adresse entwickelt sich weiterhin zum Podium frei denkender Menschen und gilt als Geheimtipp weit über die DDR hinaus.

1990 – 1992

1. Vorsitzender des Neuen Sächsischen Kunstvereins e. V.

Vorstandsmitglied des Verbandes der Kunst- und Antiquitätenhändler der DDR e.V. (Stellvertretender Vorsitzender)

Durch Geschick, persönlichen Einsatz und Zusammenarbeit mit den führenden Persönlichkeiten der kulturtragenden Gesellschaftsschicht bewahrt Johannes Kühl die Galerie vor der Schließung durch den sozialistischen Staat.

Dem rasant fortschreitenden Verfall des Hauses Zittauer Straße 12, den dieses Anwesen mit vielen Gebäuden in der DDR teilt, kann Johannes Kühl nur durch selbstlose Eigeninitiative notdürftig entgegentreten. In unvergleichlicher Weise gelingt es ihm, die Würde des alternden Hauses mit einem stets erfrischenden Hauch der ausgestellten Kunst zu einer unverwechselbaren, tief einprägsamen Atmosphäre zu verschmelzen.

Johannes Kühl führt die Galerie erfolgreich über die Wendezeit 1989–94.

1994 in Bautzen gestorben

Auswahl wichtiger Künstler, die in den Folgejahren das Programm prägen

ab 1965
Johannes Kühl führt das volle Programm weiter. Im Jahr finden 6–7 Ausstellungen statt. Höhepunkte sind die Angebotsausstellungen am Jahresende mit Grafik, Gemälde und Plastik unterschiedlicher Künstler des XX. Jh.

Aufnahme neuer Künstler (Auswahl): Willy Wolff, Friedrich Press, Annemarie Balden-Wolff, Edmund Kesting, Wilhelm Dodel, Erna Lincke, Joachim Heuer, Bernhard Kretzschmar …

70er Jahre
Werner Wittig, Helmut Gebhardt, Joachim Heuer, Otto Niemeyer-Holstein, Georg Nerlich, Werner Stötzer, DOTTORE, Hans Kinder, Max Uhlig, Wieland Förster, Helmut Schmidt-Kirstein, Hermann Naumann, Gerda Lepke, Anatoli Kaplan, Klaus Dennhardt, Peter Graf, Horst Leifer, Peter Makolies, Veit Hofmann, Carl-Friedrich Claus, Klaus Weidensdorfer, Inge Thiess-Böttner (Ausstellungsverbot während der DDR-Zeit), Klaus Drechsler …

80er Jahre
Gerhard Altenbourg, Jürgen Schieferdecker, Hainz Hamisch, Gudrun Trendafilov, Michael Hofmann …

90er Jahre
Stefan Plenkers, Helmut Heinze, Ivo Hauptmann, Dieter Goltzsche, Reinhard Springer, Gunter Herrmann …

 

Eröffnungsredner (Auswahl)

Prof. Dr. Dr. Manfred Bachmann, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dr. Fritz Löffler, Dr. Dieter Schmidt, Prof. Dr. phil. H. c. Werner Schmidt, Direktor des Kupferstichkabinettes, später Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Prof. Gerhard Kettner, Ingrid Wenzkat, Dr. Sibylle Badstübner-Gröger, Dr. phil. Horst Zimmermann, Gabriele Männel (später Werner), Dr. phil. Heiner Protzmann

 

als Zitierweise empfohlen, zusammengestellt und bearbeitet von Sophia-Th. Schmidt-Kühl

Sophia-Therese Schmidt-Kühl

Galerieleitung seit 1994

 

Die traditionelle Galerie behauptet sich mit vorwiegend zeitgenössischen, regionalen Besonderheiten. Regelmäßig wechselnde Verkaufsausstellungen für die vertretenen Künstler prägen die deutsche Kunstszene mit und tragen zur kulturellen Identität Dresdens bei.

 

geboren als Tochter des Künstlerehepaares Johannes und Anneliese Kühl
Fünf Jahre Jugendkurs und Abendstudium an der HfBK Dresden (Zeichnen, Malen, Druckgrafik, Schriftgestaltung, Kunstgeschichte), weitere zwei Jahre Zeichnen bei Privatdozenten 
Lehre als Maler, Lackierer und Vergolder, Arbeit im VEB Denkmalpflege Dresden, in der Galerie "Kunst der Zeit" und im "Museum zur Dresdner Frühromantik" im Kügelgenhaus, Restaurieren im Meißner Dom
 

Studium der „Restaurierung von Architekturfassungen" an der Fachhochschule Potsdam

Ehe mit dem Architekten Eckehardt Schmidt, 3 Kinder

1994 Plötzlicher Tod des Vaters. Übernahme des Unternehmens in die dritte Generation. Die letzte noch von Johannes Kühl konzipierte Ausstellung zum 75. Jubiläum der Galerie wird postum im November eröffnet. Der Beruf als Restauratorin wird dafür aufgegeben.
1994 – 1998 Weiterführung der Galerie unter sich rasch verschlechternden räumlichen Bedingungen des teilweise baupolizeilich gesperrten Gebäudes Zittauer Str. 12. Mietkündigung durch die Stadt Dresden. Aufgabe der Räume, die in über 50 Jahren zur festen Adresse im Dresdner Kunstleben geworden war.
1999 Eröffnung der neuen Galerieräume im Haus Nordstraße 5, nahe des alten Standortes. Seither wird wieder der gewohnte Ausstellungsrhythmus geboten und ein umfangreiches Angebot parallel bereit gehalten.

 

Künstler der Galerie

Die Tochter übernimmt zunächst das volle Programm weiter. Als Besonderheit darf gelten, dass die Galerie einige Künstler die Heinrich Kühl einst aufnahm, weiterhin vertreten kann. Dies ist zum Einen möglich aufgrund der jahrzehntelangen vertrauensvollen Zusammenarbeit, die sich mit deren Nachlaßverwaltern fortsetzt und zum Anderen durch das Einliefern von Sammlern für unser Verkaufsangebot. Es sind Namen wie Elisabeth Ahnert, Johannes Beutner, Josef Hegenbarth, Carl Lohse, Hans Jüchser, Wilhelm und Max Lachnit, Hans Theo Richter  ...  

Neuaufnahmen (Auswahl), die in den Folgejahren das Programm prägen

Lothar Beck, Ingo Kraft, Konstanze Feindt-Eißner, Willy Günther, Gottfried Reinhardt, Christine Perthen, Wolfgang Frankenstein, Peter Albert, Christopher Simpson, Hans-Volker Mixsa, Ulrich Eisenfeld, Ute Großmann, Friederike Aust, Konrad Henker, Peter u. Paul Hofmann, Christine Schlegel, Stephanie Marx, Brian Curling, Dorothee Haller, Thomas Jastram, Franziska Kunath, Roland Summer, Thomas Lindner, Franziska Hesse, Bettina Moras, Paul Wendt, Klaus Schiffermüller, Tilo Ettl, Susanne Wurlitzer, Sebastian Hempel ...

 

als Zitierweise empfohlen, zusammengestellt und bearbeitet von Sophia-Th. Schmidt-Kühl