Ein Wort zur bildenden Kunst und des Kunsthandels innerhalb der ostdeutschen Kunstzentren seit 1945 aus der Sicht der Kunstausstellung Kühl in Dresden
Nachdem in der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung 1946 in Dresden noch Künstler aus Ost und West mit ihren Werken nebeneinandergestanden hatten, war nach der Gründung der DDR im Jahre 1949 die Trennung endgültig vollzogen. Die Formalismusdebatte in den fünfziger Jahren erhärtete den Standpunkt der sowjetischen Kulturoffiziere in Berlin und Dresden im Sinne einer sozialistisch-realistischen Kunst nach dem Vorbild der Sowjetunion.
Traditionellen privaten Kunsthandel gab es nach 1945 so gut wie nicht mehr. Eine Ausnahme bildete die Kunstausstellung Kühl in Dresden, die Werke von Malern, Grafikern und Bildhauern an fast alle bedeutenden musealen und an private Sammlungen vermittelte und verkaufte. Es galt Lücken zu schließen, vor allem mit Werken des Expressionismus, die durch die NS-Aktion Entartete Kunst und durch Kriegsverluste entstanden waren. Aber auch Gegenwartskunst in ihren qualitätsvollen und unter den besonderen Bedingungen der im Osten herrschenden Kunstpolitik entstandenen Werken gehörte dazu.
Westdeutsche, sowie europäische Kunst, blieb den Künstlern in der DDR, vor allem nach dem Bau der Mauer 1961, weitgehend verschlossen, sofern sie sich nicht auf inoffiziellen Wegen Zugang zu Büchern und Katalogen zu verschaffen wussten. Diese begehrten, nach 1949 vor allem der abstrakten Kunstrichtung in der BRD geltenden Informationen gaben den Künstlern in der DDR "soweit sie hier Eingang fanden" wertvolle Impulse, sich an Positionen der Weltkunst zu orientieren.
So haben Künstler aus Dresden und anderen Kunstzentren wie Ost-Berlin, Leipzig, Karl-Marx-Stadt und Halle, die nicht den Weg der Ausreise suchten, sich der doktrinären, staatlich verordneten sozialistisch-realistischen Kunst nur entziehen können, wenn sie sich in die Sphäre des privaten Schaffens zurückzogen.
Das bedeutete Ausschluss aus dem offiziellen Kunstgeschehen, gesteuert vom staatlichen Kunsthandel, Verzicht auf Ankäufe und Ausstellungen. In solchen Fällen konnte die Kunstausstellung Kühl in ihrer relativ eigenständigen Position Ermunterung zum eigenen Weg und Unterstützung durch vermittelte Verkäufe geben.
Bei der Bewertung des Kunstschaffens im Osten Deutschlands bis zum Jahre 1989, ist es unerlässlich, eine deutliche Trennung der beiden Begriffe "Kunst der DDR" der Kunst der angepassten, staatstragenden Künstler, sowie der "Kunst in der DDR" der Kunst all derer, die unangepasst ihrem eigenen Weg treu geblieben waren, vorzunehmen.
So zeigen sich nach 1989 künstlerische Positionen des Ostens im gesamtdeutschen Kontext als bislang unterschätzt und erfahren Wertschätzung und Anerkennung auf dem internationalen Kunstmarkt.
Damit ist der Eiserne Vorhang überwunden, dem eisigen Wind einer weltweiten Konkurrenz allerdings kann kein Künstler und kein Kunsthandel entgehen.
Die Kunstausstellung Kühl hat sich dieser neuen Situation gestellt und den Blick vor allem auf die junge Kunst gerichtet, hervorgegangen aus den Kunsthochschulen in Dresden, Berlin, Leipzig und Halle, sowie aus den Altbundesländern und internationalen Kunstpositionen. Neben den Werken avantgardistischer Kunst gehört nach wie vor die traditionelle Kunst des 20. Jahrhunderts zu ihrem Ausstellungs-programm.
Dr. Gabriele Werner, Kunsthistorikerin
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Which after 1949 was mainly available to the abstract art movement in the FRG, gave artists in the GDR valuable impulses "insofar as it found its way here" to orient themselves to positions in world art.
Thus, artists from Dresden and other art centers such as East Berlin, Leipzig, Karl-Marx-Stadt and Halle, who did not seek the path of emigration, were only able to escape the doctrinaire, state-imposed socialist-realist art by withdrawing into the sphere of private creation.
This meant exclusion from the official art scene, control by the state art trade, renunciation of purchases and exhibitions. In such cases, the KUNSTAUSSTELLUNG KÜHL, in it‘s relatively independent position, could provide encouragement to go one's own way and support through mediated sales.
When evaluating art in East Germany up to 1989, it is essential to make a clear distinction between the two terms „art of the GDR“ the art of the conformist, state-supporting artists, and „art in the GDR“ the art of all those who remained faithful to their own way.Thus, after 1989, artistic positions of the East in the all-German context show themselves to be hitherto underestimated and experience appreciation and recognition on the international art market.
Thus the Iron Curtain has been overcome, but no artist and no art trade can escape the icy wind of worldwide competition. The art exhibition Kühl has faced up to this new situation and has focused its attention above all on young art, emerging from the art academies in Dresden, Berlin, Leipzig and Halle, as well as from the old federal states and international art positions. In addition to works of avant-garde art, traditional art of the 20th century is still part of its exhibition program.
Dr. Gabriele Werner, art historian
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