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Ingo Kraft, Malerei und Grafik | Ute Naue-Müller, Keramik STRÖMUNG

2.10.2019 - 18.1.2020

Schon einmal stellte der studierte Bühnen-und Kostümbildner zusammen mit der Keramikerin in der KUNSTAUSSTELLUG KÜHL aus. 2008 war erlebbar, dass beide Individualitäten einige Gemeinsamkeiten teilen, u.a. das Erkennen an der Mitverantwortung für das Dasein auf dem Planeten Erde. Während Ingo Kraft mit einer Serie „Nachgelassene Landschaften“ und „Blutiger Rasen“ in feinnervigen farbigen Strukturen reagiert, das Boot als Sujet einer Botschaft verwendet, nimmt es Ute Naue-Müller, damals Ute Großmann, von der humorvoll-nachdenklichen Seite. Skurrile Objekte entstehen, oftmals ebenfalls als Serie angelegt: Charaktere anhand von Mensch, Tier, Mischwesen, aber auch Stillleben und Landschaften, stets mit verblüffendem Dekor, welches tiefere Schichten anrührt. Metaphorisch sind Lebensfäden, Verbindungen, Lebensrhythmus, Stimmungen, Erlebtes, Gewohnheiten subtil in verschiedenen Ebenen plastisch konstruiert, entweder mit Farbspachtel auf Leinwand oder in Ton und Farbe. Grafische Raffinessen, einerseits Strukturen auf Papier und Malträger, andererseits auf Keramikoberflächen, zeigen Ruhe oder Dynamik auf statischem Untergrund, wobei sich die Künstlerin passende Formen ihrer Untergründe Symbiose bildend selbst erschafft. Große Experimentierlust in Krafts frühen kräftigen, detailreichen Präge-Struktur-Papieren der 80er Jahre und seit 1997 in dem langen Prozess mehrfach  übermalter Fotos, findet sich ebenfalls bei der Ausnahmekünstlerin. Als erster Beruf Verfahrenstechnikerin, als zweiter im Lehramt für Kunsterziehung und Germanistik, befindet sie sich immerfort auf eigener Spurensuche, erfindet Herangehensweisen, neue Techniken, verfolgt verschiedene Bearbeitungsthemen und bleibt doch ihrer unverkennbaren Handschrift treu.
Ingo Krafts und Ute Naue-Müllers souverän farb-ästhetisch inszenierte Bildräume und Objekte reflektieren mitunter die Turbulenzen der Zeit seismographisch. Der Strukturwandel auf ihren Werken regt zum Hinschauen, Entdecken, Überdenken – und einfach zum Genießen an.

Sophia-Th. Schmidt-Kühl im August 2019