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WERNER WITTIG

24.09.2015 – 14.11.2015

Duftende Quitten und rotwangige Äpfel lagern in der Weite der Landschaft, die von einzelnen Häusern besiedelt wird.

Wann, wenn nicht im leuchtenden Herbst wünscht man sich eine solche Ausstellung. Wo, wenn nicht in der Kunstausstellung Kühl:

1970 waren die Werke Werner Wittigs erstmals dort zu sehen. Wiederkehrende Präsentationen, die letzte 2013, zeigten das Neue, sich still Verändernde seiner fein strukturierten, transparenten Holzrisse und Gemälde, deren Leuchtkraft sich mit den Jahren intensivierte. 2015 kann der Betrachter die Anfänge des künstlerischen Wirkens begleiten: seltene, teilweise übermalte Holzrisse, durchdrungen von der Maserung des Holzes, minutiös gerissenen Stadtlandschaften, eine 1977 entstandene Zeichnung mit dem Titel “Obstgarten”, wohlplatziert neben frühen, bisher ungesehenen Gemälden. Der Blick umkreist die sanften Hänge der Lößnitz und schweift zu damals erreichbaren Orten: wie “Moskau” 1968 und “Nessebar” 1977. Eintauchen in hingehauchte Aquarelle und 32 Gemälde dieser umfangreichen Schau, ein Schwelgen in nuancierten Farbsetzungen des malerischen Œuvres, der Symbiose von Stillleben und Landschaft, dem Miteinander von Gebautem und Gewachsenem und der Freude, Maloberflächen zu Landschaften zu formen. Werner Wittig, 1930 in Chemnitz geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Erich Fraaß, Hans Theo Richter und Max Schwimmer. Sein Schaffen steht in bester Dresdner Tradition, seine Kompositionen haben zeitlebens einen großen Kreis begeistert. Zwei Jahre nach seinem Tod ist es an der Zeit sich zu erinnern und in seinen Werken das zu erspüren, was Diether Schmidt in einer Eröffnungsrede anlässlich des 60. Geburtstags in der Kunstausstellung Kühl Dresden trefflich formulierte: “Eine Lebenshaltung hat sich ausgebreitet und ist zum Lebenswerk geworden, etwas vom Wunderbarsten, was man über einen Künstler sagen kann.”

Im Kabinett zu sehen: die meisterhaft ausgeführten Werke der Künstlerin Stephanie Marx.

Die gebürtige Dresdnerin studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei den Professoren Karl-Georg Hirsch, Ulrich Hachulla und Rolf Münzner. In ihrer Holzschnittfolge “Kraftwerk Thierbach Leipzig” 2015 inszeniert sie überkommene monumentale Industriearchitektur in satten Grün- und Grauklängen. Und nicht zuletzt zu entdecken: “Kastanion” 2015, einer Ihrer genialen Linolschnitte: eine halbgeöffnete Kastanie gibt einen Augapfel preis – camouflagefarbene Stachelfrucht – die dunkle Seite des Herbstes. I. H.